Handball-Blog des TV Boisheim

Handball-Blog des TV Boisheim

Mittwoch, 31. Dezember 2008

Wanderer zwischen den Welten

Wie immer, am Ende eines Jahres, stehen wir vor ein paar kniffligen Fragen: Was war, was bleibt und auf was hätten wir verzichten können? Dass uns in Sachen Erste Herrenmannschaft zur letzten Frage spontan die meisten Antworten einfallen, umschreibt eigentlich schon zu Genüge, was für ein schicksalhaftes Jahr hinter uns liegt. Doch wir wollen uns den letzten zwölf Monaten gnadenlos stellen: einer lange Zeit aussichtsreichen Aufholjagd ohne Happy End und einer leichtsinnig ins Leben gerufenen Mission, der wir nun, im Jubiläumsjahr des Vereins, gerecht werden müssen.

(hage)(sorg)(bach) Zu Jahresbeginn startete der TVB mit einem schweren Rucksack in die Rückrunde der Saison 2007/2008. Aus den ersten zwölf Spielen hatte man nur mickrige fünf Punkte mitgenommen und kauerte dementsprechend am Abgrund der Tabelle. Der Klassenerhalt schien in weiter Ferne – obwohl wir in der Hinrunde beileibe nicht zu den allerschlechtesten der Liga gehört hatten. Im Januar passierte zudem nur wenig, das an der schier aussichtslosen Lage irgendetwas geändert hätte. Die zwei Heimspiele zum Auftakt gingen verloren, das 4-Punkte-Spiel in Bockum dauerte definitiv vier Sekunden zu lange, so dass die Mannschaft nur einen Punkt zurück ins Dorf brachte.

Anfang Februar empfing der TVB den Tabellennachbarn aus Osterath zum Schicksalsspiel in eigener Halle. Bereits nach wenigen Minuten war klar, dass wir in den Nächten zuvor umsonst schlaflos in unseren Betten gelegen hatten. Knapp 80 (in Worten: achtzig!) Zuschauer verwandelten die Ostschule in einen wahren Hexenkessel und pushten den TVB zu einem ungefährdeten 27:11-Sieg, dem ersten nach zuvor vier sieglosen Spielen.

Das Blatt (zunächst einmal) zum Guten gewendet

Bis zu den Osterferien durchlebten wir dann ein echtes Wechselbad der Gefühle: zwei weitere Heimsiege standen drei Auswärtspleiten gegenüber, immer schön abwechselnd. Während die Jungs von Coach Herbert in der Fremde gegen ein Trio aus den oberen Gefilden der Tabelle kaum eine Chance hatten, landeten sie vor eigenem Publikum unter anderem einen Überraschungscoup gegen den Tabellendritten aus St. Tönis. Beim Gastspiel dort hatte es vor der Winterpause noch die höchste Pleite der gesamten Saison gesetzt.

Obwohl sich gleich fünf Spieler in diesen Wochen aufgrund ihrer Abiturprüfungen in Watte hätten packen müssen, brachte der April die scheinbare Wende in einem lange Zeit zum Scheitern verurteilten Unterfangen. Gegen drei direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt gab es die ersehnte Siegesserie. Los ging es Anfang des Monats mit einem 18:26 in St. Hubert, dem ersten Auswärtserfolg der Saison und das mit einer arg ersatzgeschwächten Rumpftruppe. Die gestärkte Moral verlieh uns im darauffolgenden Heimspiel gegen Oppum sogar nie gekannte Nerven aus Stahl. Eine hitzige und enge Begegnung entschied der TVB am Ende mit 21:19 zu seinen Gunsten. Auch in der Woche danach behielt die junge Boisheimer Mannschaft die Oberhand und siegte trotz einiger Ausfälle in Kempen.

Von nun an lag das Schicksal alleine in unserer Hand. Ein einziger Punkt würde genügen, um das Himmelfahrtskommando zu einem guten Ende zu bringen. Am vorletzten Spieltag hieß der Gegner in heimischer Halle, wo der TVB zuvor vier Spiele in Folge gewonnen hatte, Olympia Fischeln. Gegen das Topteam aus Krefeld standen die Zeichen fast über die gesamte Spielzeit auf Sieg. Nur leider entschied sich ein heller Kopf vor Urzeiten dafür, die Spielzeit auf 60 Minuten festzulegen – und nicht auf 59. Und genau dieser Umstand wurde uns zum Verhängnis. Fischeln drehte das Spiel kurz vor dem Ende und ging mit der Schlusssirene erstmals in Führung. Blankes Entsetzen und hängende Köpfe auf Seiten des TVB, der sich nur noch an einen winzigen Strohhalm klammern konnte. Zum Saisonabschluss hieß es gegen Königshof: Hopp oder topp, Rettung oder Abstieg.

Kein Happy End und der Anfang einer Mission

Das entscheidende Spiel begann äußerst nervös. Mal ganz ehrlich: es blieb die ganze Zeit so. Der Abstieg war besiegelt. Doch das hatte sich der TVB nicht an jenem Tag, sondern bereits eine Woche zuvor eingebrockt. Und irgendwie hatte es am gleichen Abend schon den Anschein, dass die Blicke allein in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit gerichtet waren. Im Hinterhof von Hackis Haus feierte die Mannschaft den Abstieg wie einen Aufstieg und packte die Gelegenheit gleich beim Schopf, die Ziele für die kommende Saison zu setzen. Noch in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai wurde die „Mission Aufstieg“ bei Bier und Buletten ins Leben gerufen.

Das „Handballturnier“ in Leudal (Niederlande) hat es aus Gründen, die nicht wirklich sportlicher Natur waren, leider nicht in diesen Jahresrückblick geschafft, weshalb wir uns sofort einem erfreulicheren Kapitel des Jahres 2008 widmen wollen.

Jahrelang war für den TV Boisheim außer einem Blumentopf und ein paar Wertmarken nichts zu holen gewesen beim alljährlichen Nostalgieturnier auf dem Großfeld in Kaldenkirchen. Doch da in diesem Jahr nichts nach Plan verlief, kam es auch hier anders als erwartet. Platz 2 bedeutete letztendlich einen der größten Erfolge in der jüngeren Geschichte des Boisheimer Männerhandballs und markierte den Anfang eines erfolgreichen Sommers.

Auf dem Bolzplatz verdiente sich der TVB den Namenszusatz 1. FC, als man gemeinsam mit einigen Boisheimer Fußballern im Saft blieb und den Grundstein für einen erfolgreichen Sommerabschluss legte.

Mitte August folgte man einer Einladung der ETuS Wedau zum Hallenturnier nach Duisburg und belegte den dritten Platz. Eines der Highlights des Jahres bescherte uns aber das Pokalspiel gegen die zwei Klassen höher spielende Mannschaft von Preußen Krefeld – in die Annalen eingegangen als das „Wunder von Boisheim“. Der TVB siegte mit 22:17, zog sensationell in die zweite Pokalrunde ein und stand dadurch mit einem Bein im DHB-Pokal.

Nun galt es, sechs lange Wochen bis zum Saisonstart am 18.Oktober zu überbrücken. Es wurde fleißig durchtrainiert und da Freddys Abschied ins Haus stand, veranstalteten wir zu seinen Ehren ein freundschaftliches Abschiedsspiel gegen Waldniel. Nach der gewöhnungsbedürftigen Spielzeit von 3 x 25 Minuten stand es 31:21 für uns. Alles schien bereitet für einen Ligaauftakt nach Maß.

Früher Dämpfer für die "Mission Aufstieg"

In Adler Königshof fand der TVB schon im ersten Saisonspiel seinen Meister und zog zum dritten Mal im Kalenderjahr 2008 gegen die „Vögel“ den Kürzeren.

Eine Woche später wurde es beim 24:22 gegen Oppum knapper als nötig. Auch beim Gastspiel gegen die Exil-Kaldenkirchener in Lobberich machte sich der TVB das Leben über weite Strecken selber schwer. Obwohl 40 Treffer im Bereich des Möglichen gewesen wären, stand am Ende nur ein 21:14-Erfolg auf dem Spielbericht.

Der positive Trend hätte sich im nächsten Spiel gegen Bockum fortsetzen können - hätte die Begegnung wie so oft nicht ein paar Minuten zu lange gedauert. Hätte, wenn und aber – der Konjunktiv war ein treuer Wegbegleiter des TV Boisheim im Jahr 2008. Mit dem 22:24, der zweiten Saisonniederlage im vierten Spiel, erhielt die Mission Aufstieg endgültig einen herben Dämpfer.

Das Achtelfinale im Pokal gegen die Turnerschaft Grefrath kam zur rechten Zeit als Ausflug aus dem tristen Liga-Alltag. Doch die fünf Ligen höher spielenden Grefrather erklärten sich nicht wirklich dazu bereit, für uns den Aufbaugegner zu spielen. Immerhin erzielten wir 20 Tore und landeten so einen Achtungserfolg.

Torreigen und Trainingsanzüge zum Jahresende

Zwar standen im Dezember nur zwei Spiele auf dem Programm. Dennoch dürfte der Monat als einer der torreichsten in 75 Jahren Männerhandball in die Geschichtsbücher eingehen. 83:13 Tore – vor allem das 40:6 in Fischeln machte mit 17 Toren von Manuel der Bezeichnung „Canter“-Sieg alle Ehre. Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung bei unserer Weihnachtsfeier im Gockel, die den Schlussstrich unter einem bewegten Jahr für den Boisheimer Männerhandball zog.

Bewegung herrschte auch auf dem Transfermarkt: Wie bereits erwähnt, verließ uns Freddy ablösefrei in Richtung Kiel (zum Studieren, wohlgemerkt). Die entstandene Lücke soll gleich durch zwei Neuzugänge geschlossen werden: Eigengewächs Max kehrte aus Süchteln zu seinem Heimatverein zurück. Roman von der SG Dülken unterschrieb zudem einen unbefristeten Vertrag, der auch im Falle eines Aufstiegs seine Gültigkeit behält.

Die ersten Monate des neuen Jahres werden also ganz im Zeichen einer unvollendeten Mission stehen: Wiederaufstieg heißt das Ziel, auch wenn es verdammt schwer wird. Doch wer dank seiner neuen Trainingsanzüge rein optisch schon einen bundesligatauglichen Eindruck macht, der wird den hohen Ansprüchen auch irgendwie auf dem Platz gerecht werden.


Für Freunde gepflegter Statistiken

Jahresbilanz:
22 Pflichtspiele – 11S-1U-10N – 494:432 Tore – +62 – 23:21 Punkte

Heimbilanz:
6S-0U-5N

Es gab nur zwei Niederlagen in den letzten sieben Ligaheimspielen, zwischenzeitlich vier Heimsiege in Serie. Beide Partien gingen äußerst knapp verloren: Gegen Fischeln mit einem, gegen Bockum mit zwei Toren.

Auswärtsbilanz:
5S-1U-5N

Bis April machte der TVB den „Auswärtsdeppen“ aus Mönchengladbach Konkurrenz. Von den ersten elf Gastspielen in der Saison 2007/2008 wurde ein mickriger Punkt zurück ins Dorf gebracht. Dann gab es zwei Auswärtssiege in Folge – und trotzdem keine Wende zum Guten.

Längste Siegesserie (Liga):
05.04. bis 20.04. – 3 Siege

Darunter waren gleich zwei Auswärtserfolge. Man sprach schon vom „Goldenen Abitur-April“ – bis das Spiel gegen Fischeln dem TVB einen Strich durch die Rechnung machte und dem Monat eher einen schwarzen Traueranstrich verpasste.

Längste Niederlagenserie (Liga):
26.04. bis 18.10. – 3 Niederlagen

Böse Zungen könnten nun behaupten: Der TV Boisheim war fast ein halbes Jahr lang sieglos. Doch da verweisen wir in der Zwischenzeit doch gerne auf einen nullten, zweiten und dritten Platz bei unseren Sommerturnieren, auf einen Pokalerfolg in der ersten Runde und ein siegreiches Freundschaftsspiel gegen Waldniel.

Krise in Krefeld:
Der 40:6-Kantersieg in Fischeln war der erste Sieg überhaupt in der Seidenstadt im Kalenderjahr 2008. Zuvor hatte es in fünf Partien vier Pleiten gegen Krefelder Mannschaften gesetzt.

Toreschnitt:
Im Schnitt endeten Spiele des TV Boisheim mit 22,5:19,6 zu unseren Gunsten. Doch wir wollen ehrlich sein: Ohne die beiden haushohen Siege zum Jahresabschluss hätte es 20,6:20,9 geheißen.

Offense wins games, defense wins championships I:
Trotzdem blieb das Happy End in der ersten Jahreshälfte aus. Obwohl wir die achtbeste Abwehr gestellt hatten. Dafür ging vorne zu wenig: Nur Platz 13 in der Angriffstabelle.

Offense wins games, defense wins championships II:
In der aktuellen Spielzeit stellt der TVB nach der Hinrunde neben der zweitbesten Defensive auch die zweitbeste Offensive. Warum trotzdem nur Platz drei zu Buche steht, soll jemand anders erklären.

Die verlorene Generation – Wissenswertes aus den Geburtsurkunden:
15 Spieler stehen bei der Ersten Herrenmannschaft unter Vertrag. Im Schnitt sind sie 29,3 Jahre alt. Wer’s genau wissen will: 19, 19, 19, 19, 20, 22, 23, 23, 23, 29, 34, 43, 46, 49, 52. Roman und André sind die einzigen im Team, die nach 1965 und vor 1985 geboren wurden. Irgendwie lief es dazwischen scheinbar nicht ganz so rund mit der Boisheimer Nachwuchsarbeit – sowohl auf als auch neben dem Platz.

Lässt man die vier Veteranen aus der Baby-Boom-Generation einmal außen vor, sinkt der Altersschnitt auf sagenhafte 22,5 Jahre. Gleich neun Spieler sind 23 und jünger. Jetzt könnte man unken: Mensch –Peter, Herbert, Hacki und Andreas – die könnten Eure Söhne sein. Insider wissen: Für Peter und Nils steckt darin mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit.

Wer's sich als Poster an die Wand hängen möchte - draufklicken vergrößert.

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