Handball-Blog des TV Boisheim

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Mittwoch, 29. Oktober 2008

Interview mit Top-Torjäger Jannik Sorgatz

Leistungsexplosion, über sich hinaus wachsen ... die Sportlersprache kennt viele Phänomene für das, was da am Samstag in der Ostschulhalle passiert ist. Jannik Sorgatz lieferte nicht nur in der Abwehr eine ordentliche Leistung ab, er warf auch noch neun Tore und war damit Top-Torjäger des Spiels. mission-aufstieg.de sprach mit Jannik Sorgatz nach dem Spiel.

m-a: Jannik, du hast neun Tore im Spiel gegen Oppum geworfen. Das haben wir in Boisheim bisher noch nicht von dir gesehen. Du bist förmlich explodiert. Ist das in deiner Karriere schon einmal vorgekommen?

JS: In der E-Jugend hatte ich mal ein ähnlich bombiges Wochenende. Freitags habe ich in einem Freundschaftsspiel acht Tore geworfen, am Tag darauf in der Meisterschaft noch eins mehr. Aber das ist acht Jahre her. Da war sogar ich noch klein. Mein bisheriger Rekord für den TVB lag bei vier Treffern, wenn ich mich recht erinnere. Ich spiele auch noch mit dem Gedanken, meine Handballschuhe jetzt an den Nagel zu hängen. Es kann ja eigentlich nur schlechter werden.

m-a: Was ging dir durch den Kopf, als jeder Wurf im Tor der Oppumer landete?

JS: Ich bin eigentlich verdammt schlecht ins Spiel reingekommen. Gleich zu Beginn habe ich zwei glasklare Dinger verbockt. Alles lief wie gehabt. In der ersten Halbzeit hab‘ ich ja auch nur einmal getroffen. Doch ich hatte mein Versprechen im Hinterkopf. Eigentlich sollte man sich im Suff nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber wenn ich fünf Tore ankündige, will ich mich auch daran halten. Dass es dann nach der Pause so schnell ging, hat mich natürlich selbst verblüfft. Ein Konter, einmal auf Außen genial von Hacki freigespielt, dann ein Weltklasse-Anspiel von Nils an den Kreis, als der Schiri den Arm schon oben hatte – da hab‘ ich gemerkt, dass irgendwie alles klappte. Und wenn du das spürst, kommt automatisch das Selbstbewusstsein. Irgendwie habe ich von neun erfolgreichen Würfen gefühlte sieben nach rechts unten gesetzt. Wie ferngesteuert. Kann also nicht versprechen, dass das so schnell noch einmal klappt. Ich werd‘ einfach jedesmal bescheidene drei Tore ankündigen. Am Ende sollten dann ja noch immer fünf bei rumkommen. (lacht)

m-a: Hast du vor, in diesem Jahr Torschützenkönig zu werden?

JS: Ich denke, um den Titel streiten sich andere. Aber ich habe mir schon fest vorgenommen, dass das Kampfgericht dieses Jahr mehr als nur zwei oder drei Striche bei mir pro Spiel machen kann. Das zweite Jahr im Seniorenbereich sollte automatisch konstanter und stärker werden. Immerhin bin ich ja jetzt kein A-Jugendlicher mehr. Hinzu kommt die niedrigere Spielklasse. Und die neun Tore vom Samstag sollten mir zusätzlich Selbstvertrauen verleihen. Unterm Strich muss es also deutlich nach oben gehen. Hoffe, die Leistung vom Samstag war kein Ausrutscher.

m-a: Was glaubst du, warum hat Boisheim das Spiel drehen und gewinnen können?

JS: Wir haben einfach vieles anders gemacht als letzte Saison. Im Abstiegsjahr haben wir häufig ganz ordentlich begonnen, dann aber in einer Schwächephase Mitte der ersten Hälfte meist so viele Dinger kassiert, dass wir pausenlos einem Rückstand hinterher laufen mussten. Oft war das Spiel nach 20 Minuten so gut wie gelaufen. Diesmal sind wir drangeblieben, obwohl in den ersten 30 Minuten nicht viel zusammenlief. Hinten erst pfui, dann hui – vorne im Prinzip die ganze Zeit pfui. Nach der Pause haben wir es dann gleich geschafft, das Spiel an uns zu reißen und von vorne weg zu spielen. Nach der Pause klappte vorne fast alles. Warum wir dann beim Stand von 20:16 wieder so nervös wurden, kann ich mir nicht erklären. Letztes Jahr hätten wir das Spiel nach dem Oppumer Ausgleich mit Sicherheit vollkommen aus der Hand gegeben. Doch Samstag haben wir uns in den Arsch getreten, uns aufgerappelt. Dass Nils in Manndeckung genommen wurde, spielte sicher auch eine Rolle. Denn der Rest der Mannschaft ist einfach in die Bresche gesprungen und hat die Räume genutzt. So konnten wir das Ding relativ souverän zu Ende spielen.

m-a: Wird Boisheim die Mission erfüllen?

JS: Der Fahrplan lautet ab jetzt ganz einfach, jedes Spiel zu gewinnen. Die Auftaktpleite in Königshof war nicht gerade förderlich, aber ein Ausrutscher könnte vielleicht drin sein – mehr aber gewiss nicht. Bockum, Königshof und Oppum dürften die drei stärksten Gegner sein. Der Rest dagegen etwas leichter, aber keineswegs zu unterschätzen. In den unteren Klassen kannst und musst Du immer darauf hoffen, dass einer deiner Konkurrenten genau diesen Fehler macht. Man weiß ja auch nie, wann sich ein Schlüsselspieler zum Beispiel entscheidet, trotz Handball übers Wochenende mit seiner Frau wegzufahren. Solche Dinge erfährt man schließlich nie, wenn das Ergebnis in der Zeitung steht. Für den Rest der Hinrunde sollten wir jedoch erst einmal nur auf uns selbst schauen und zusehen, dass wir ohne weitere Minuspunkte zum Auftakt der Rückrunde Königshof in der Ostschule empfangen. Wenn ich mich nicht ganz täusche, haben wir zuhause sechs von acht Pflichtspielen in diesem Kalenderjahr gewonnen. Und das, obwohl die Halle weder in Boisheim steht noch der Ort ist, wo wir trainieren. Also: Voller Fokus auf uns selbst, die Heimstärke ausspielen und indirekt hoffen, dass die Königshofer sich wenigstens einmal mehr um ihre Frauen als um den Handball kümmern. Ach ja, und ein Unentschieden gegen Bockum gibt es diesmal nicht: Das hat uns schon einmal das Genick gebrochen!

m-a: Am Samstag wirst Du wahrscheinlich nicht die Gelegenheit haben, den Trend aus dem letzten Spiel zu bestätigen. Du bekommst die Weisheitszähne raus und wirst dem TVB voraussichtlich in Kaldenkirchen fehlen. Wie schwer wiegt die Enttäuschung?

JS: Dass ich ausgerechnet jetzt zum ersten Mal ein Spiel verpasse, seitdem ich bin Boisheim spiele, ist natürlich bitter. Aber in zwei Wochen ist meine Leistung vom Samstag schon längst wieder vergessen. Dann kann ich gegen Bockum ganz unbeschwert die Zehn in Angriff nehmen und erneut alle überraschen (lacht). Aber mal ehrlich: So viele Tore werden sicher nicht zur Normalität werden. Zumal es mir sowohl durch das Zusammenspiel mit der Mannschaft als auch durch die Großzügigkeit des Gegners relativ einfach gemacht wurde. Wenn im Schnitt 4 oder 5 Striche auf dem Spielbericht neben meinem Namen stehen, könnte ich schon sehr gut damit leben. Doch auch das kommt nicht von alleine. Aber ich weiß ja jetzt, wie es geht und vor allen Dingen, dass es geht. Womöglich lag darin bislang der Grund, warum der Knoten noch nicht geplatzt war – ich hatte selbst nicht dran geglaubt.

m-a: Danke, Jannik, für die ehrlichen Antworten. Verrätst du uns noch dein Motto für die Zukunft?

JS: Entscheidend is auf'm Platz!

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